
15.06.25 ● Es ist eines dieser Themen, das gerade jetzt wieder Konjunktur hat, und das Emotionen hervorruft. Im politischen Diskurs knüpfen sich vielfältige Erwartungen daran, und es wird gerne benutzt, um vermeintliche Versäumnisse deutlich zu machen und Stimmung zu erzeugen. Die Rede ist von Integration. Und sehr oft ist dieser Begriff negativ besetzt. Wer ihn in die Suchmaschinen des Internets eingibt, wird sehr oft von Scheitern und Versäumnissen lesen. Vergleichsweise wenig ist von den positiven Beispielen zu lesen, die es zuhauf gibt. Etwa bei der Overather Tafel.
Hier kommen nicht nur Menschen mit unterschiedlicher Sozialisation, unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlichen Erfahrungen zusammen – hier klaffen die vergangenen wie aktuellen Lebenswirklichkeiten der Mitarbeiter wie der Kunden zum Teil weit auseinander. Aber, und das ist das Entscheidende, hier begegnet man sich mit Respekt. Jeder ist so wichtig wie der andere, jeder wird als Mensch ernst- und aufgenommen. Niemand fragt bei der Overather Tafel nach Glaubenshintergründen, nach politischen Einstellungen, nach dem, was jeder Einzelne mitbringt. Hier wird nicht über Integration fabuliert, hier wird sie gelebt.
Elf Nationen sind inzwischen im Mitarbeiter-Kreis der Overather Tafel vertreten, die sich zur Rettung von Lebensmitteln und zur ergänzenden Versorgung von Menschen zusammengetan haben, die nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, um in unserer Gesellschaft ein für viele geradezu selbstverständliches Leben zu führen. Da dient dann der günstige Einkauf bei der Tafel dazu, um an anderer Stelle Geld zur Verfügung zu haben, um der Familie einen Schwimmbadbesuch oder andere nötige Einkäufe zu ermöglichen.
Von der gesellschaftlichen Vielfalt, die sich im Alltag der Overather Tafel abbildet, profitieren alle. Menschen, die als Geflüchtete nach Deutschland kommen, erleben den Besuch der Tafel nicht nur als Einkauf, sondern auch als Raum der Begegnung, wo Gespräche an der Tagesordnung sind. Die schätzen im Übrigen auch die allermeisten deutschen Tafel-Kunden. Und die Geflüchteten fassen schneller Vertrauen, wenn sie von den Tafel-Mitarbeitern zunächst in ihrer Heimatsprache angesprochen werden. Schließlich sind einige Menschen, die nach ihrer Flucht schon etliche Jahre in Deutschland leben und zumeist Arbeit gefunden haben, nach ihrer Kunden-Zeit der Tafel als Mitarbeiter geblieben. Sie können die Fragen der Menschen, die sich in der Anfangszeit des Einlebens noch schwertun, über sprachliche Hürden hinweghelfen.
Es gibt nur wenige No-Go’s bei der Overather Tafel. Dazu zählen Extremismus jeglicher Couleur, Rassismus und Antisemitismus. Und wer andere diskriminiert, hat in unserer Tafel ebenfalls keinen Platz. Das aber kommt so gut wie nie vor.
Was bleibt also? Natürlich die Erkenntnis, dass es bei der Integration von Menschen zu Problemen kommen kann. Wer wollte das bezweifeln. Doch die Overather Tafel ist der lebende Beweis dafür, dass Respekt, Verständnis und der unbedingte Wille, gemeinsame Ziele im Schulterschluss zu erreichen, im Vordergrund stehen. Integration bedeutet für uns, die Hand auszustrecken und den nächsten an die Hand zu nehmen. Menschen arbeiten hier für Menschen – nicht mehr und nicht weniger.