Kölner Stadt-Anzeiger, 17.10.2012
Umfrage
Vorurteile gegenüber Hartz-IV-Empfängern sind in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitet. Einer Umfrage zufolge denken 57 Prozent der Deutschen, dass Menschen in der Grundsicherung bei der Arbeitsuche zu wählerisch seien.
Hartz-IV-Empfänger sollen mit Lob und Tadel zur Arbeitssuche ermuntert werden. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) startete am Dienstag eine Werbekampagne für Langzeitarbeitslose. Sie stellt den größten Vorurteilen über die Betroffenen - arbeitsscheu, wählerisch, schlecht ausgebildet - „wahre Fakten“ entgegen. Allerdings wurde in diesem Jahr bereits eine halbe Million der 6,1 Millionen Bezieher der staatlichen Leistungen bestraft. Zwei Drittel dieser Sanktionen beruhten auf Meldeversäumnissen, sagte BA-Vorstand Heinrich Alt.
Glauben 37 Prozent der Deutschen laut Allensbach-Umfrage, dass Langzeitarbeitslose nicht arbeiten wollen, fand das Forschungsinstitut der Bundesagentur heraus, dass für 75 Prozent der Hartz-IV-Empfänger die Arbeit das Wichtigste im Leben ist. Jeder zweite Befragte hatte folgende drei Vorurteile: Hartz-IV-Empfänger suchen nicht selbst nach Arbeit, sind wählerisch bei der Jobsuche und haben nichts Sinnvolles zu tun.
Das BA-Institut kontert dies mit folgenden Zahlen: 62 Prozent der Arbeitssuchenden klopfen direkt beim Arbeitgeber an. 71 Prozent würden Arbeit annehmen, für die sie überqualifiziert sind. 62 Prozent gehen mindestens einer gesellschaftlich relevanten Tätigkeit nach. Darüber hinaus sei der Hartz-IV-Empfänger nicht schlecht qualifiziert, wie jeder zweite Bundesbürger meint. Vielmehr verfügten 44 ProzBA-Vorstand.
95 Prozent verhalten sich gesetzeskonforment über eine geschlossene Berufsausbildung.„Natürlich haben wir in der Grundsicherung nicht nur Olympioniken“, sagte Alt. „Es sind Menschen mit Brüchen in der Erwerbsbiografie, mit Ecken und Kanten.“ Genau dies könne sie für Unternehmen interessant machen. „Der Großteil ist motiviert und verdient eine zweite Chance“, sagte der
Allerdings greifen Arbeitsagenturen und Jobcenter in diesem Jahr energisch gegen die schwarzen Schafe unter den Hartz-IV-Beziehern durch. Bis Ende Juni wurden bereits 520.792 neue Strafen verhängt, wie die BA-Statistik ausweist. Im gesamten Jahr 2011 wurden 912.000 Sanktionen ausgesprochen.
BA-Vorstand Alt sagte, zwei Drittel der Sanktionen beruhten auf Meldeversäumnissen: „Wir laden jemanden ein, und er kommt nicht.“ Die Strafen wegen Ablehnung einer zumutbaren Arbeit seien mit 11 Prozent der deutlich kleinere Teil. „Viele merken auch nach dem ersten Regelverstoß, wir nehmen das ernst, und kommen dann auch, wenn sie eingeladen werden.“ Weitere Sanktionen seien dann nicht nötig.
Alt betonte: „Wir haben 95 Prozent der Kunden, die sich rechtskonform und regelkonform verhalten.“ Sollte die Zahl der verhängten Sanktionen 2012 die Eine-Million-Marke überschreiten, wäre das die höchste Zahl seit 2005. „Der Wert hat natürlich auch etwas damit zu tun, dass wir aufgrund der guten wirtschaftlichen Situation - des Wachstums von Erwerbstätigkeit und Beschäftigung - sehr viele Angebote machen können“, sagte der BA-Vorstand. Proportional steige folglich die Zahl der Strafen. (dapd) Artikel URL: http://www.ksta.de/politik/umfrage-vorurteile-gegenueber-hartz-iv-empfaengern,15187246,20606808.html
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