Er ist so etwas wie die gute Seele in der Dr. Ringens Straße 1. Kein Tafel-Tag ohne Khalil, der immer freundlich und immer gut gelaunt mittendrin im Geschehen ist und dafür sorgt, dass immer genügend Obst und Gemüse für die Kunden bereitstehen. Khalilahmad Golzar, so sein vollständiger Name, gehört seit drei Jahren zum lebenden Inventar der Overather Tafel und ist ein gutes Beispiel dafür, dass Integration wunderbar gelingen kann, wenn Menschen dies wollen. Khalil ist im afghanischen Herat geboren und aufgewachsen. Eine Schule durfte er nicht besuchen und musste bereits mit acht Jahren, als ältester Sohn der Familie, arbeiten gehen, um den Lebensunterhalt der Familie mitzuverdienen. Die Gewaltherrschaft der Taliban forderte auch ein Opfer in Khalils Familie, denn der Vater wurde getötet. Grund genug für die Familie, in den benachbarten Iran zu flüchten, wo man zwölf Jahre lang blieb.
Im Anschluss beschloss Khalil, mit Frau und Sohn zunächst in die Türkei und anschließend nach Deutschland zu kommen. Eine Reise, die zu Fuß und mit dem Bus in Angriff genommen wurde. Nach einer kurzen Zeit in Düsseldorf kamen die Flüchtlinge in Overath an, und Khalils Familie fand in Immekeppel ein neues Zuhause. Auch die Tochter nebst Enkeltochter wohnt inzwischen in Overath.
„Ich bin sehr, sehr glücklich“, betont Khalil immer wieder. Bei der Overather Tafel freue er sich auf jeden Arbeitstag. Der freundliche Umgang der Menschen miteinander, das Verständnis, das ihm und seiner Familie entgegengebracht werde, ist für Khalil „ein großes Geschenk“. Viel Zeit hat er nicht für ein kurzes Interview, denn der 48-Jährige muss wieder für Nachschub beim Obst- und Gemüseangebot sorgen. So sieht man ihn im Lagerraum verschwinden, aus dem er kurz danach mit neuen, prall gefüllten Lebensmittelkisten zurückkehrt, die auf dem Tafel-Hof platziert werden. Dann ist Khalil in seinem Element und unverzichtbar – wie so viele weitere Tafel-Mitarbeiter.
bvo