
Die Lage ist schwierig. Bei vielen der 962 Tafeln in Deutschland geht die Angst um, ob man die Kunden, die sich einmal oder mehrmals in der Woche mit Lebensmitteln eindecken, noch ausreichend versorgen kann. Die steigenden Preise in vielen Bereichen des täglichen Lebens, wie bei Benzin, Energie oder Lebensmitteln, aber auch die Hilfe für die geflüchteten Menschen aus der Ukraine haben die Zahl derer, die auf Unterstützung hoffen, stark steigen lassen. Da macht auch die Overather Tafel keine Ausnahme.
Aber in Overath gibt es (noch) keine Wartelisten für Neukunden, keine Einschränkungen bei der Ausgabe – hier wird niemand abgewiesen. Natürlich ist man in der Agger-Metropole nicht besser als andere Tafeln, wo es bereits Beschränkungen gibt. Der große Overather Vorteil ist die enorme Solidarität, die man beinahe täglich erfährt. Allen voran die Menschen aus der Stadt, die dem Tafel-Verein in unterschiedlichster Form eine Spende zukommen lassen. Vor allem aber auch die Lebensmittelgeschäfte, Bäckereien, Kioske und Tankstellen, die die Ehrenamtler bei der Versorgung all derer, die sich einen „normalen“ Einkauf nicht mehr leisten können, nicht im Regen stehen lassen. Nach wie vor holen die Ehrenamtlichen der Tafel viermal in der Woche Gemüse, Obst, Milchprodukte, Wurst, Fleisch und viele weitere Dinge in den Geschäften ab. Das Entgegenkommen ist so groß wie das Verständnis der Geschäftsinhaber für die missliche Lage von vielen Mitbürgern. „Wir können uns nur für diese gelebte Form von Mitmenschlichkeit bedanken“, so Tafel-Vorsitzende Hildegard Schönenborn. Solidarität ist in Overath nicht nur eine Floskel, sondern tagtägliche Realität. Auch wenn man sich bei der Tafel wünschen würde, dass es gar keine Tafeln geben müsste. Doch es gibt sie und sie sind unverzichtbar – so wie in Overath.
Bildzeile: Die Overather Tafel freut sich, dass die Fahrzeuge auch weiterhin prall gefüllt mit Lebensmitteln von ihren Touren zurückkehren.