Die Wiege vieler Tafel-Mitarbeiter stand nicht unbedingt in Overath. Mancher hat erst nach einiger Zeit seinen Lebensmittelpunkt in die Agger-Metropole verlegt. So wie Ingrid Behnk. Die Tafel-Mitarbeiterin der ersten Stunde wurde in Niedersachsen, in Bockenem nahe Hildesheim geboren und kam mit 17 Jahren, nach dem Tod der Mutter, zu einer Verwandten nach Neuss. 1961 lernte sie Overath kennen – und blieb im Rheinland. Seit nunmehr 57 Jahren ist die Mutter von zwei Kindern und fünffache Großmutter in Heiligenhaus beheimatet. Vor ihrer Tafel-Tätigkeit arbeitete sie fast 25 Jahre im Krankenhaus, zunächst als „grüne Dame“, später als Stations-Assistentin.
Als die Overather Tafel startete, sah Ingrid Behnk eine Zeitungsanzeige, in der Helfer gesucht wurden. Sofort meldete sie sich, musste jedoch erfahren, dass man bereits ein Überangebot an Mitarbeitern hatte. Erst als sie die heutige 2. Vorsitzende Barbara Matthias traf, fiel ihr Hilfsangebot auf fruchtbaren Boden. So ist die fast 83-Jährige auch heute noch jeden Mittwoch im Einsatz, sortiert Obst und Gemüse, um es den Tafel-Kunden zukommen zu lassen. „Das ist eine Aufgabe, auf die ich mich jede Woche neu freue. Und ich gehe dann jedesmal mit einem Lächeln nach Hause“, sagt Ingrid Behnk. Die Überflussgesellschaft, die zu vieles wegwerfe, gebe ihr zu denken. „Es wäre eine Schande, wenn das alles, was wir als Tafel bekommen, vernichtet würde.“ Sie selbst hat für fast alle Lebensmittel in der Küche Verwendung, so sei sie eben erzogen worden.
Die meisten Tafel-Kollegen wissen, dass jeden Mittwoch „Ingrid-Tag“ ist, und freuen sich. Denn die älteste Tafel-Mitarbeiterin hat ein sonniges Gemüt und verbreitet stets gute Laune. „Früher haben die Patienten im Krankenhaus immer gesagt, dass die Sonne aufgehe, wenn ich mit meiner Fröhlichkeit käme. Und heute geht die Sonne eben bei der Tafel auf – zumindest mittwochs“, legt sich ein breites und herzliches Lächeln auf das Gesicht von Ingrid Behnk.